Ausstellungseröffnung „Am Rande des Wienerwalds“
Am Mittwochabend, dem 28. Mai 2025, wurde im bis auf den letzten Platz gefüllten Sitzungssaal der Marktgemeinde Pernitz die Wanderausstellung „Am Rande des Wienerwalds. Der Lebensborn in Feichtenbach“ feierlich eröffnet. Rund 100 Interessierte aus der Region und darüber hinaus nahmen an der Veranstaltung teil, die sich einem sensiblen Kapitel der NS-Vergangenheit widmet: dem Lebensborn-Heim Wienerwald in Feichtenbach.
Nach der Begrüßung durch Martina Höllbacher (Abteilung Wissenschaft und Forschung des Landes Niederösterreich), Vizebürgermeisterin Ulrike Hammer-Strebinger sowie Univ.-Prof. Barbara Stelzl-Marx (Leiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung), folgte ein eindrucksvoller Vortrag von Dr. Lukas Schretter. Der Historiker beleuchtete die Funktion und Bedeutung des Lebensborn-Heims als Teil der rassenideologischen Bevölkerungspolitik des NS-Regimes – ein Ort, an dem nur Frauen entbinden durften, die den rassistischen Vorstellungen der SS entsprachen.
Im anschließenden Podiumsgespräch diskutierten Zeitzeug:innen, Wissenschaftler:innen und Vertreter:innen der lokalen Bevölkerung über die vielfältigen Dimensionen von Erinnerung. Unter der einfühlsamen Moderation von Barbara Stelzl-Marx kamen Lebensborn-Kinder wie Valentin Erben und Helga Schmid ebenso zu Wort wie die Historikerin Nadjeschda Stoffers, der Pernitzer Amtsleiter Wolfgang Domes, der Topothekar Adi Michel, Johanna Binder als Vertreterin des partizipativen Forschungsprojekts sowie Markus Panzenböck, Lokalpolitiker und Pädagoge. Unterschiedliche Perspektiven trafen aufeinander – persönliche, wissenschaftliche, institutionelle –, doch ein gemeinsamer Grundtenor war spürbar: Erinnerung und kollektives Gedenken sind eine gesellschaftliche Verantwortung, der sich besonders auch künftige Generationen stellen müssen.
Die Ausstellung im Gemeindeamt Pernitz ist noch bis 10. Juni 2025 zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Mittwoch von 14 bis 17 Uhr, Donnerstag von 8 bis 12 Uhr, Freitag von 9 bis 11 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Als besonderes Highlight findet zum Abschluss am 10. Juni von 15 bis 16 Uhr eine öffentliche Kuratorenführung statt. Anmeldung unter https://eveeno.com/772542019
Mit der Ausstellung „Am Rande des Wienerwalds“ wird nicht nur ein Stück weit vergessene Geschichte sichtbar gemacht – sie lädt auch zur Auseinandersetzung mit Fragen von Identität, Verantwortung und dem Umgang mit der Vergangenheit ein. Ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur in der Region.
Text: Markus Panzenböck



